31. Kapitel

Der grausame Gote

 

(II,31,1)

Ein Gote, der Zalla hieß, gehörte dem arianischen Irrglauben an. Zur Zeit des Gotenkönigs Totila wütete er mit unmenschlicher Grausamkeit gegen die gottgeweihten Männer der katholischen Kirche. Sooft ihm ein Kleriker oder Mönch unter die Augen kam, konnte er seinen Händen nicht lebend entrinnen. Eines Tages riss ihn die Glut der Habgier hin; auf der Jagd nach Beute folterte er grausam einen Bauern und misshandelte ihn mit ausgesuchten Peinigungen. Unter dem Druck der Qualen erklärte der Bauer, er habe seinen Besitz dem Diener Gottes Benedikt übergeben. Denn er hoffte, dass der Peiniger das glaubte und von der Grausamkeit ablasse. So wollte er Zeit gewinnen, um am Leben zu bleiben.

 

(II,31,2)

Da hörte Zalla endlich auf, den Bauern zu foltern; er fesselte seine Arme mit festen Riemen und trieb ihn vor seinem Pferd her. Er solle ihm diesen Benedikt zeigen, der sein Eigentum erhalten habe. Mit gebundenen Armen ging der Bauer voran, führte ihn zum Kloster des heiligen Mannes und traf ihn dort an. Benedikt saß allein vor dem Eingang des Klosters und las. Der Bauer sagte zu Zalla, der ihm wütend folgte: »Siehe, da ist er, von dem ich gesprochen habe, der Vater Benedikt.«

Wutentbrannt und in heilloser Verblendung blickte Zalla ihn an. Er glaubte wie immer, durch Einschüchterung sein Ziel zu erreichen. Mit lauter Stimme schrie er: »Auf! Steh auf und gib her, was du von diesem Bauern bekommen hast! «

 

(II,31,3)

Auf dieses Geschrei hin blickte der Mann Gottes sogleich von seiner Lesung auf, schaute ihn an und wurde auch auf den gefesselten Bauern aufmerksam. Kaum hatte er die Augen auf dessen Arme gerichtet, da fielen die Fesseln auf wunderbare Weise so schnell ab, wie Menschen sie so rasch nie hätten lösen können.

Der gebunden gekommen war, stand plötzlich befreit da; zitternd vor der Kraft solcher Vollmacht, stürzte Zalla zu Boden. Er ließ von seiner rohen Grausamkeit und beugte seinen Nacken; er warf sich Benedikt zu Füßen und empfahl sich seinem Gebet. Der heilige Mann aber erhob sich nicht von der Lesung, sondern rief Brüder und ließ ihn ins Kloster hineinführen, um ihm gesegnetes Brot anzubieten. Als er zu ihm zurückgebracht wurde, ermahnte er ihn, von seiner heillosen Grausamkeit abzulassen. Tief erschüttert ging Zalla fort und wagte nicht mehr, von dem Bauern etwas zu fordern, den der Mann Gottes nicht durch Berührung, sondern durch einen Blick befreit hatte.

 

(II,31,4)

Das ist es, Petrus, was ich behauptet habe: Wer dem allmächtigen Gott in vertrauter Freundschaft dient, kann manchmal sogar aus Vollmacht Wunder wirken. Wenn einer die Wildheit des brutalen Goten sitzend bezwang, ja die Riemen und Knoten, mit denen die Arme des Unschuldigen gefesselt waren, durch einen Blick löste, dann zeigt sich schon in der Schnelligkeit des Wunders, dass er aus Vollmacht wirken konnte. Ich will aber auch erzählen, welch ein großes Wunder er durch Gebet erlangen konnte.

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Barmherziger Gott,

durch die Geburt

deines Sohnes

aus der Jungfrau Maria

hast du der Menschheit

das ewige Heil geschenkt.

 

Lass uns immer und überall

die Fürbitte der gnadenvollen

Mutter erfahren,

die uns den Urheber

des Lebens geboren hat,

Jesus Christus,

deinen Sohn,

unseren Herrn und Gott,

der in der Einheit

des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht

in alle Ewigkeit. Amen


(Tagesgebet am Hochfest

der Gottesmutter Maria

1. Januar)