22. Kapitel

Der Bauplan des Klosters Terracina

 

(II,22,1)

GREGOR: Eines Tages wurde Benedikt von einem frommen Mann gebeten, er solle Mönche auf sein Landgut in der Nähe der Stadt Terracina schicken und dort ein Kloster errichten.

Benedikt entsprach der Bitte, bestimmte die Brüder dazu, setzte einen Abt für sie ein und benannte dessen Stellvertreter. Als sie aufbrachen, versprach er ihnen: »Geht! An dem und dem Tag komme ich und zeige euch, wo ihr das Oratorium, den Speisesaal für die Brüder, die Unterkunft für die Gäste und alles sonst noch Notwendige erbauen sollt.« Nachdem sie den Segen empfangen hatten, machten sie sich sofort auf den Weg. Voll Ungeduld warteten sie auf den festgesetzten Tag und bereiteten alles Notwendige für jene vor, die mit dem verehrten Vater kommen könnten.

 

(II,22,2)

In der Nacht, bevor noch der festgesetzte Tag heraufdämmerte, erschien Benedikt jenem Diener Gottes, den er als Abt dort eingesetzt hatte, und dem Prior im Traum und bezeichnete genau, wo die einzelnen Gebäude errichtet werden sollten. Als die beiden vom Schlaf aufgestanden waren, berichteten sie einander, was sie gesehen hatten. Dennoch trauten sie dieser Schau nicht recht und warteten auf das Kommen des Mannes Gottes, wie er es ihnen versprochen hatte.

 

(II,22,3)

Als Benedikt am vereinbarten Tag nicht gekommen war, kehrten sie traurig zu ihm zurück und sagten: »Vater, wir haben erwartet, du kämest, wie du versprochen hattest, um uns zu zeigen, wo wir die Gebäude errichten sollten; und du bist nicht gekommen.« Da sprach er zu ihnen: »Warum, meine Brüder, warum sagt ihr das? Bin ich wirklich nicht gekommen, wie ich es versprochen hatte?« Als sie ihn fragten: »Wann bist du denn gekommen?«, sagte er: »Bin ich euch beiden nicht im Traum erschienen, und habe ich nicht die einzelnen Bauplätze bezeichnet? Geht und errichtet alle Wohnräume des Klosters so, wie ihr es in der Schau wahrgenommen habt!« Als sie das hörten, staunten sie sehr, kehrten zum Landgut zurück und bauten alle Gebäude so, wie es ihnen offenbart worden war.

 

Über das Wirken in der Ferne

 

(II,22,4)

PETRUS: Erkläre mir dieses Geschehen! Wie konnte Benedikt ihnen über eine so weite Entfernung hin im Schlaf einen Bescheid geben, den sie in der Schau wahrnahmen und verstanden?

GREGOR: Warum machst du dir Gedanken über die Art des Geschehens, Petrus? Warum zweifelst du? Es ist doch klar, dass der Geist von Natur aus beweglicher ist als der Körper. Aus dem Zeugnis der Heiligen Schrift wissen wir sicher, dass der Prophet Habakuk aus Judäa emporgehoben und plötzlich mit seinem Mahl in Chaldäa niedergesetzt wurde, um damit den Propheten Daniel zu stärken; dann befand er sich plötzlich wieder in Judäa" [vgl. Dan 14,33-39.] Wenn sich also Habakuk in einem einzigen Augenblick mit seinem Leib so weit entfernen und das Essen hintragen konnte, ist es dann verwunderlich, dass es dem Vater Benedikt zuteil wurde, sich im Geiste so weit zu entfernen und den schlafenden Brüdern im Geist das Notwendige mitzuteilen? Wie Habakuk im Körper entrückt wurde, um den Leib zu stärken, so kam Benedikt im Geist zu ihnen, um geistiges Leben zu begründen.

 

(II,22,5)

PETRUS: Deine Erklärung ist wie eine Hand, die den Zweifel meines Geistes weggewischt hat. Ich möchte noch gerne wissen, mit welcher Wirkung Benedikt im Alltag gesprochen hat.

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Barmherziger Gott,

durch die Geburt

deines Sohnes

aus der Jungfrau Maria

hast du der Menschheit

das ewige Heil geschenkt.

 

Lass uns immer und überall

die Fürbitte der gnadenvollen

Mutter erfahren,

die uns den Urheber

des Lebens geboren hat,

Jesus Christus,

deinen Sohn,

unseren Herrn und Gott,

der in der Einheit

des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht

in alle Ewigkeit. Amen


(Tagesgebet am Hochfest

der Gottesmutter Maria

1. Januar)